Würzburg pflanzt x10: Spendenaktion überschreitet Grenzen

Der Oktober wurde nun zum Aktionsmonat im Zeichen der Aufforstung in Würzburg und in Äthiopien ausgerufen. Die Stiftung „Menschen für Menschen“ (MfM), vielen auch als Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe bekannt, initiierte zusammen mit dem Bund Naturschutz in Würzburg eine gemeinsame Aktion, die ein nachhaltiges und globales Zeichen gegen den Klimawandel setzen möchte. Mit neugepflanzten Bäumen will man CO2 speichern, Sauerstoff erzeugen, Hitze regulieren, Bodenerosion verhindern, dem Artenschutz dienen und in Äthiopien nachhaltige Jobs schaffen. 

„Gut funktionierende Wälder bringen zahlreiche segensreiche Effekte mit sich“, fasste Bürgermeister Martin Heilig am Ende der Kick-Off-Pressekonferenz zusammen und lobte den ganzheitlichen Ansatz der Aktion. Er und Oberbürgermeister Christian Schuchardt sind die Paten von „Würzburg pflanzt x10“. Mit der Kampagne wollen die Macher an frühere Erfolge der Stiftung im Rahmen von „Städtewetten“ anknüpfen. Mindestens 50.000 € möchte man bis zum 31. Oktober sammeln und im doppelten Sinne die Botschaft senden, dass wirklich jeder etwas tun kann: für Äthiopien wie auch im Kampf gegen den Klimawandel, der sich durch Hitzerekorde, Überschwemmungen und weitere Wetterextreme immer häufiger zeigt. „Dieses Projekt ist grenzüberschreitend und baut eine Brücke von Würzburg nach Äthiopien. Eine solche Perspektive wird einer Herausforderung gerecht, die eine globale ist. Jeder Euro und jede einzelne Aktion hilft uns, dieses ambitionierte Ziel zu erreichen und viele Bäume gegen den voranschreitenden Klimawandel zu pflanzen!“, appelliert Schuchardt an alle Würzburgerinnen und Würzburger. Schon als Jugendlicher hatte der Oberbürgermeister seinen ersten Kontakt mit der Stiftung „Menschen für Menschen“ als er bei einem Kuchenverkauf Spenden für die Stiftung des berühmten Schauspielers sammelte, den er später auch bei einer Dankeschön-Veranstaltung traf. 

Auch jetzt sind wieder kreative Aktionen gefragt. Einige bereits organisierte Beispiele wurden von Andreas Jungbauer und Reinhold Scheiner, beide ehrenamtlich für MfM in Würzburg tätig, nun bei einer Pressekonferenz vorgestellt. So werden unter anderem die Handballer der „Würzburger Wölfe“ ihren Heimspieltag am 5. Oktober der Aktion widmen. Sie spenden einen Euro pro Ticket und in der Halbzeit können treffsichere Zuschauer mit geworfenen Toren die Summe noch erhöhen. Die Vollkornbäckerei Köhler wird im Oktober ein „Baumbrot“ anbieten und beim Badminton-Länderspiel zwischen Deutschland und Tschechien in der tectake-Arena fließt ein Teil der Getränkeumsätze in die Benefizaktion, verriet Christoph Hoffmann. Der Präsident des Verbandes der Würzburger Sportvereine hilft, die Idee in Würzburg bekannt zu machen und plant zudem mit seiner Laufgemeinschaft einen eigenen Beitrag, bei dem sich sportliche Ausdauer auszahlt. Diese Eventliste soll natürlich noch viel länger werden.

Der Name der Aktion „Würzburg pflanzt x10“ unterstreicht, dass man hier auch mit kleinen Beiträgen und Beträgen viel erreichen kann. Bürgermeister Martin Heilig und Andrea Hegener, die bei MfM die Bereiche Fundraising und Kommunikation verantwortet, rechneten vor, dass etwa der Faktor 10 gilt, wenn man sich die Kosten in Deutschland und Äthiopien ansieht, um einen Baumsetzling zu pflanzen und über die ersten kritischen Jahre zu begleiten. Kosten von rund 4 Euro pro Baum in Deutschland stehen etwa 40 Cent in Äthiopien gegenüber. Dadurch kann jeder auch den „Hebel“ der Spende selbst bestimmen, indem entweder für Bäume aus Äthiopien oder Bäume für Würzburg überwiesen wird. Schon aus rechtlichen Gründen müssen zwei getrennte Spendenkonten zur Verfügung stehen, die Initiatoren empfehlen, den Betrag ganz einfach in gleichen Teilen beiden Organisatoren zur Verfügung zu stellen. Der Verwendungszweck lautet in beiden Fällen „Würzburg pflanzt x10“.

Die Kreisgruppe Würzburg des Bund Naturschutz betreut zusammen mit dem Forstbetrieb der Stadt Würzburg die Neupflanzungen im Stadtgebiet, nicht die erste Kooperation dieser Art wie Antonia Wehrhahn, die stellvertretende BN-Vorsitzende in Würzburg betonte. Im Frühjahr 2025 sollen Bürgerinnen und Bürger auch beim Pflanzen zumindest eines Teils der Setzlinge selbst zum Spaten greifen können. In der Pressekonferenz wurde der zukünftige Standort vorgestellt. In Heidingsfeld ist ein Hektar derzeit noch landwirtschaftlich genutzte Fläche für diese Aufforstung vorgesehen. Die Nähe zur Autobahn bietet hier noch einen weiteren Synergieeffekt: Der Waldstreifen wird künftig auch als Lärmschutz fungieren. Gepflanzt werden robuste Arten wie Traubeneichen, Sorbusarten, Flaumeichen oder Hopfenbuche. Im Mix finden sich auch Arten, die aktuell noch als „mediterran“ bezeichnet werden. Mit den seit Jahren steigenden Temperaturen kommen viele traditionell hier heimische Bäume immer schlechter zurecht und diese werden nach und nach durch Arten aus dem Süden ersetzt.

Die Aufforstfläche in Äthiopien liegt im Projektgebiet Illu Gelan, etwa 200 Kilometer westlich von Addis Abeba. Hier wird das zusätzliche Wurzelwerk Bodenerosionen verhindern und somit auch eine langfristige Bewirtschaftung durch Landwirtschaft ermöglichen. Der neue Wald wird neue Arbeitsplätze schaffen - direkt und indirekt. Arbeitsintensiv sind bereits die ersten Vorbereitungen der Neupflanzung. In steilen Lagen werden zunächst Terrassenanlagen notwendig. Jahre später wird ein intakter Wald dank seiner Artenvielfalt auch Imkern ein gutes Einkommen sichern. Ein Teil der Aufforstung wird Nutzholz sein, um den weiterhin großen Bedarf an Brennholz oder Holz als Baumaterial im Land zu decken. Weil bei MfM fast ausschließlich Einheimische arbeiten, weiß man sehr genau, welche Bausteine eines Projekts die Akzeptanz vor Ort entscheidend erhöhen.
 

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Beide Organisationen haben Online-Bereiche eingerichtet, die noch viele weitere Hintergründe zur Aktion liefern und über Ansprechpartner und Spendenkonten informieren. 

MfM Würzburgexterner Link
Bund Naturschutz Würzburgexterner Link

Äthiopien_Bodenerosion
Äthiopien_Bodenerosion

Klimakampf in Äthiopien: Was die Bodenerosion anrichtet, zeigt ein Mitarbeiter von „Menschen für Menschen“. Mit Wiederaufforstung werden Lebensgrundlagen gesichert. Foto: Andreas Jungbauer

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