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Unterschiede und Vielfalt schätzen lernen

Antirassistische Bücherkiste für Kinder ab dem Kita-Alter entwickelt

Antirassistische Bücherkiste
Antirassistische Bücherkiste
Lesen bildet, auch kulturell. Vier antirassistische Bücherkisten sollen Lehrpersonal in Kita und Grundschule Leitfäden an die Hand geben, wie mit Rassismus und Diskriminierung im frühen Kindesalter umgegangen werden kann. Die Kinder selbst finden in den Kisten Lesestoff zu Vielfalt, Freiheit und aufgeklärtem Umgang mit dem vermeintlich „Fremden“. Sie entwickelten die antirassistische Bücherkiste in Würzburg: v.li.: Sebastian Haas, Eva Greber (sitzend, beide vom Bündnis für Demokratie und Zivilcourage, Christine Blum-Köhler (Leiterin Fachabteilung Integration Stadt Würzburg), Integrationsbegleiter Lucas Wejda (Sozialreferat), Martha Maucher (Leiterin Stadtbücherei Würzburg), Angelika Riedel (Kinderbücherei), Elena Enzmann (Interkommunales Präventionsnetzwerk Radikalisierung, Sozialreferat). Foto (c): Claudia Lother

Vielfalt ist nur scheinbar selbstverständlich. Kinder bemerken spätestens im Kindergarten, dass Hautfarbe, Herkunft oder Geschlechterzugehörigkeit von anderen bewertet werden. Manche Kinder erfahren sogar täglich Ausgrenzung oder Rassismus. Geboren wird niemand als Rassist oder Rassistin, doch welche Worte verletzen und diskriminieren, welche Symbole verstecken sich in Kinderliedern, welche Haltung wird – auch unbewusst - in Wörtern transportiert? Ausleihbare „Antirassistische Bücherkisten“ sollen nun Würzburger Pädagoginnen und Pädagogen dabei helfen, das Thema in der Kita und in der Grundschulklasse anzusprechen. Initiiert haben das Projekt die Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie in Würzburg (Eva Greber und Sebastian Haas vom Bündnis für Demokratie und Zivilcourage, der städtische Integrationsbegleiter Lucas Wejda und Christine Blum-Köhler, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Integration Inklusion und Senioren Sozialreferat Stadt Würzburg) und das Interkommunale Präventionsnetzwerk Radikalisierung (Elena Enzmann) gemeinsam mit der Stadtbücherei (Martha Maucher, Leiterin Stadtbücherei, Angelika Riedel, Kinderbücherei).

In jeder Box finden sich 19 Bücher, davon vier Fachbücher. Ausgesucht wurden die Bücher vom Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage. Inhaltlich geben die Werke das breite Spektrum verschiedener Diskriminierungsformen wieder und bieten Leitfäden an, eine Haltung der Vielfalt bereits im Kindesalter zu fördern, damit „Fremdsein“ nicht kritisch, sondern als Selbstverständlichkeit betrachtet werden kann. Die Bücher bieten verschiedene Möglichkeiten des Einstiegs für die Pädagogen und Pädagoginnen anhand von Fachliteratur, beispielsweise das „Praxishandbuch Empowerment“ von Nkechi Madubuko oder „Wie erkläre ich Kindern Rassismus?“ von Josephine Apraku. Bücher wie „Gib mir mal die Hautfarbe. Mit Kindern über Rassismus sprechen“ oder „Steck du mal in meiner Haut! Das antidiskriminierende Aufklärungsbilderbuch für jedes Kind“ nehmen sich unaufgeregt, aber achtsam des Themas Diskriminierung und Rassismus an. Sie decken auf, helfen Eltern und Erziehern, das Thema überhaupt anzusprechen und bieten pädagogische Wege, sich schon ab einem sehr frühen Zeitpunkt zu nähern.

Dazu kommt jede Menge Lesestoff für die Kinder selbst: „Vom mit dem Deutschen Literaturpreis ausgezeichneten „100 Kinder“, das ein umfangreiches Tableau an gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten zum Kinderdasein weltweit aufzeigt, bis zu „Wir sind hier“, einem einfühlsam gestalteten Bilderbuch über Flucht und Migration“, zählt Angelika Riedel, Leiterin der Kinderbücherei, auf. Insgesamt stärken 30 verschiedene Bücher Kinder und ihre Bezugspersonen im Umgang mit Unterschieden in unserer Gesellschaft. Kinderrechte sind ebenso Thema wie Sprachvielfalt, Alltagsrassismus, Chancengleichheit, Religionsfreiheit oder verschiedenartige Familienmodelle.

Früh übt sich

Warum aber doch so früh, bereits im Kindergartenalter beginnen? „Sich rassistischen und diskriminierenden Äußerungen zu stellen, sie zu hinterfragen und nicht mit beschämter Sprachlosigkeit zu reagieren, ist eine Aufgabe für uns alle. Je früher Kinder lernen damit umzugehen, desto früher entwickeln sie auch ein Bewusstsein für die Ungerechtigkeit rassistischer und diskriminierender Äußerungen und Taten“, erklärt Christine Blum-Köhler. „Ein Kind, das von Rassismus betroffen ist, ist dafür auch nicht zu jung“, zitiert Elena Enzmann, Projektleiterin des Interkommunalen Präventionsnetzwerks Radikalisierung, eine sehr kluge und verständliche Antwort und formuliert das Ziel: „Die Bücher werden alle Kinder ermutigen und sie in ihrer Entwicklung zu verantwortungsvollen und empathischen Persönlichkeiten stärken.“ Lebensnah gezeichnete Bilderbücher nehmen die betroffenen Kinder mit, sorgen dafür, dass sie sich repräsentiert und erkannt fühlen, sie verstehen einfacher, mit welchen Vorurteilen sie konfrontiert werden. Das fördert ihr Empowerment.

Es gehe darum, „von Kleinauf Haltung zu entwickeln, zu leben und zu spiegeln“, bekräftigt Martha Maucher, die Leiterin der Würzburger Stadtbücherei. Sie sieht es als ureigene Aufgabe der Stadtbücherei an, als „meist bekannte öffentliche Einrichtung, Ort und Hort der Demokratie und Bildung zu sein.“ Die „Antirassistische Bücherkiste“ nimmt somit einen Platz im Ausleihangebot der Stadtbücherei ein und kann ab Juli von Pädagoginnen und Pädagogen ausgeliehen werden.

Die Kisten können für bis zu sechs Wochen ausgeliehen werden, ein Büchereiausweis ist dafür nicht nötig. Die Buchung ist online über die Homepage der Stadtbücherei www.stadtbuecherei-wuerzburg.deexterner Link (Bereich "Kinder und Jugend") möglich. Hier findet man auch Informationen zu Inhalt und Verfügbarkeit.


(19.06.2024)

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